Trierischer Volksfreund vom 03.09.2013 
Fritz-Peter Linden

Frische Kunst in alten Mauern

Bereits zum 18. Mal lassen die Bewohner des historischen Ortskerns von Kronenburg im Oberen Kylltal wieder die Künstler in ihre Häuser. Start: am Freitag, 6. September, 18 Uhr. Die Kunst- und Kulturtage dauern bis Sonntag, 8. September.

 

Dies ist kein Chamäleon, hätte René Magritte gesagt. Oder doch? Dahinter verbirgt sich jedenfalls der Künstler Max Ströder, er hat das Bild gemalt und stellt am Wochenende ebenfalls in Kronenburg aus. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

 

Kronenburg/Stadtkyll. Im Arbeitszimmer von Max Ströder unterm Dach seiner Galerie in Stadtkyll ging es in den vergangenen Wochen ordentlich zur Sache. Nach jüngster Zählung sind dort nämlich in kurzer Zeit stolze 35 Bilder entstanden, alle für die Kronenburger Kunst- und Kulturtage (KKK).

Es handelt sich dabei um ein Großprojekt mit Kleinformaten: Alle Bilder sind 24 mal 30 Zentimeter im Format, alle in Schwarz-Weiß. Die Themen aber sind so unterschiedlich, wie sie nur sein können: Menschen, Pflanzen, Fahrzeuge, Materialien und weitere, ganz profane Gegenstände - zum Beispiel Astscheren, die wie Tiere aussehen (wie auf unserem Foto).

"Ich habe einfach gemalt, was mir in den Sinn kam", sagt Ströder. Wobei die extreme Mischung am Ende bestens funktioniert - und dem Künstler die Arbeit daran so viel Spaß machte, dass er die Serie wohl fortsetzen wird.

Ströders neue Bilder werden von Freitag an im Kronenburger Haus der Lehrerfortbildung in einem eigenen Raum zu sehen sein. Er ist dort Stammgast und stellt neben Andrea Ahlbrecht, Alan Chaney, Tina Schöddert, Maria Sowietzki und Michael Weck am Wochenende aus. Kreative an allen Ecken und in jeder zweiten Nische. Zum 18. Mal öffnen viele Kronenburger ihre Häuser, damit mehr als 50 Künstler dort ihre Arbeiten zeigen können. Dazu gehören unter anderem Malerin Maria Zalfen-Lenz, der Regisseur Dietrich Schubert mit Fotografien (beide im Kunsthaus Nordtor), Udo Haeske mit Druckgrafik, Rainer Martens (Malerei) und viele mehr. Die Urheber der diversen Erzeugnisse sind durchgehend mit dabei und zum Gespräch bereit, die meisten Werke stehen zum Verkauf. Das Programm bietet außerdem Lesungen und Musik. Die Ausstellungen erstrecken sich vom Kunsthaus Nordtor über den gesamten Burgbering bis zum Burghaus. Im Haus für Lehrerfortbildung, in den Räumen der Dr.-Axe-Stiftung und im Haus des Gastes stellen ebenfalls Künstler aus. Erstmals ist auch das frühere Haus des Kronenburger Malers Rolf Dettmann in der Gerichtsstraße geöffnet. fpl


 

Trierischer Volksfreund vom 14.11.2012
Fritz-Peter Linden

Ein ordentlicher Maler: Max Ströder

"Von der Unordnung zur Ordnung" - so lautet der Titel für die Herbstausstellung des Kulturkreises Obere Kyll (KOK). In diesem Jahr zu sehen sind Gemälde des Stadtkyller Künstlers Max Ströder. Die Ausstellung beginnt am Freitag, 16. November, 19 Uhr, in der "Postille", Jünkerath.

 

Jünkerath/Stadtkyll. Er wollte immer malen, und das hat er auch immer getan - nicht erst seit dem Kunststudium in Koblenz: Max Ströder, vor 54 Jahren in Stadtkyll geboren. Dort lebt, arbeitet und zeigt er, was im kleinen Atelier im Dachgeschoss entsteht.
Und zwar in der eigenen Galerie, die Ströder im Erdgeschoss an der Hauptstraße betreibt. Ein Ziel, das er sich schon vor vielen Jahren verwirklicht hat: Als Maler nicht auf Ausstellungsmöglichkeiten zu hoffen, sondern seine Werke zu zeigen, wann immer er will und sobald er etwas zu zeigen hat.
Dabei ist er weit weg vom selbstherrlichen Auftritt oder exzentrischen Gehabe mancher Kollegen: "Ich kann ganz gut mit Pinsel und Farben umgehen", sagt Ströder. "Meine Arbeit ist einfach auch Handwerk." Ein Handwerk, das er beherrscht. Schön ist das vor allem für Passanten, die immer wieder an den beiden Schaufenstern stehen bleiben, in denen Ströder seine frischen Arbeiten präsentiert.
Jetzt widmet der Kulturkreis Obere Kyll dem Künstler seine Herbstausstellung, angekündigt mit einem Zitat von Physik-Nobelpreisträger Albert Einstein: "Nichts kann existieren ohne Ordnung - nichts kann entstehen ohne Chaos."
Erst Chaos, dann Ordnung: Aus dem wilden Farbengemisch auf der Palette lässt Ströder in akribischer Arbeit nahezu fotorealistische Bilder entstehen - von Kerzen, immer wieder und in allen Variationen (durchaus angeregt von Gerhard Richter, den Ströder bewundert), von Blumen, von Städten. In jüngerer Zeit hat es ihm vor allem das Licht angetan - nicht das natürliche, sondern die Scheinwerfer und Rückstrahler von Autos, die durch die Nacht leuchten. Das alles, wie man es von Ströder kennt, exakt auf die Leinwand gebracht - sehr ordentlich eben.
Manchmal ist das Thema stark reduziert und zeigt nichts als Oberfläche: Ein Wassertropfen auf einer Fensterscheibe. Oder ein zerknittertes Stück Papier, an dem ihn die Falten und Lichtbrechungen interessieren. So entstehen Bilder, auf denen fast - fast - nichts drauf ist, die aber trotzdem nichts vermissen lassen. Viele davon in Serie und unterschiedlichsten Formaten.
Das macht seine Gemälde auch populär: In zahlreichen Häusern der Eifel und darüber hinaus hängen seine Bilder. Noch einmal Max Ströder: Künstler, das sei in seinen Augen "die Bezeichnung für einen kreativ arbeitenden Menschen, der materiell sehr genügsam, problembewältigend, schmerzerfahren, aber vor allem sehr bewusst die Welt, die Mitmenschen und sich selbst wahrnehmend Werke schafft."
Jetzt kann man eine große Auswahl jüngerer Arbeiten in der Herbstausstellung des Kulturkreises sehen: Die Vernissage ist am Freitag, 16. November, um 19 Uhr in der "Postille", Jünkerath. Die Ausstellung dauert bis Mitte Januar. Die Öffnungszeiten in der "Postille" Dienstag bis Sonntag von 10 Uhr bis in die späten Abendstunden. fpl

 

 

 

 

Trierischer Volksfreund, Mai 2002
Fritz-Peter Linden

STADTKYLL. Max Ströder beteiligt sich nicht an Wettbewerben. Nur selten zeigt er seine Arbeit in größeren Ausstellungen. Abhängigkeit oder Anbiederung gehen ihm gegen den Strich. Trotzdem wächst die Zahl derer, die ein Ströder-Werk an der Wand haben. Oder gleich mehrere

"Ich bin nicht der Typ, der Klinken putzen geht", sagt Max Ströder. Der 44-Jährige wienert lieber die eigene Galerie in der Stadtkyller Hauptstraße, als sich von anderen abhängig zu machen und auf gute Ausstellungsmöglichkeiten zu warten. "Die sind hier ohnehin begrenzt", lautet sein Urteil.

Ströder ist Solist. Auch Auftrags-Arbeiten, das Brot-und-Butter-Geschäft vieler Künstler, nimmt er immer seltener an. "Ich male fast nur noch, wonach mir der Sinn steht. Und komischerweise kommt das viel besser an als das, was ich früher gemacht habe." Max Ströder schafft das vielleicht größte aller Kunststücke: Er lebt von seiner Malerei. Was zum Teil daran liege, dass er als Junggeselle keine Familie zu versorgen habe. Gewiss aber auch daran, dass Ströders Werke tadellos auf die Leinwand gebracht sind und vor allem: dekorativ. Dekorativ?

"Absolut, Ja!" Was viele Künstler mit empörtem Blick und spontanem Hautausschlag quittieren würden, gilt Ströder als Kompliment: "Damit habe ich überhaupt keine Schwierigkeiten. Ein Bild soll auch einen Raum dekorieren." Was ja nicht heißt, dass man auf Geschmack und Stil verzichten muss. Das gilt auch für die Galerie an der Stadtkyller Hauptstraße, in der Ströder seine Arbeiten präsentiert. Die Räume sind mit Gestaltungs-Klassikern möbliert: Bauhaus-Tische, Mies-van-der-Rohe-Stühle. "Dadurch werden die Bilder nicht besser", sagt Ströder. "Aber es gehört zu der Einheit, in der sie präsentiert werden."

Design, Stil, Lebensart, die Ästhetik von Musikvideos diese Dinge sprechen ihn an, und sie fließen direkt in seine Arbeit ein. Bis hin zu Werbefotografien, die ihm oft als Basis dienen, dann aber bis zur Unkenntlichkeit verändert werden. Was immer ihm ins Auge fällt, er sammelt es in einer großen Kiste, um es vielleicht einmal für seine Malerei zu verwenden.

Klar müsse auch er ein Publikum bedienen, sagt der Künstler. Aber seine Kunden viele aus dem Raum Köln-Düsseldorf sind nicht unbedingt die, in deren Wohnzimmer Eiche rustikal den Teppich plättet. Und sie sind treu, Etliche haben nicht nur einen "Ströder" an der Wand. Ein "Eifeler Bauernstil" wird indessen nicht bedient, und Aufträge "passend zur Schrankwand" nimmt Ströder schon lange nicht mehr an. Sogar die Landschaft, in der er lebt und die er oft porträtiert hat, ist inzwischen aus seinen Bildern verschwunden. Damals hat Ströder viel gezeichnet. Bleistift und Tuschefeder hat er allerdings zur Seite gelegt: "Ich halte meine zeichnerischen Fähigkeiten für begrenzt." Wer seine grafische Arbeit kennt, ist anderer Ansicht. Trotzdem: Jetzt wird nur noch gemalt. Wasser, Kerzen, Stadtansichten und immer wieder Blumen. "Keine Blümchenbilder", wie er sagt, sondern regelrechte Großaufnahmen, auf denen sich das Motiv in reine Farbigkeit aufzulösen beginnt und sich dabei der Gegenstandslosigkeit nähert. Viele der Bilder sind mehrteilig, manche stellen Sequenzen dar, Ströder spielt mit den Formaten und deren Zusammenstellung. "Das ist eine spannende Sache, die ist für mich noch lange nicht ausgereizt", sagt er. Auch dabei zeigt sich: Nicht allein das Bild ist wichtig, sondern auch die Art und Weise, wie es präsentiert wird.

Max Ströder hat anfangs Kunsterziehung studiert, sich vor 20 Jahren aber für die freie Malerei entschieden. "Ich habe mir gesagt: Das ist das, was du machen willst." Dabei ist er nicht von der Vorstellung belastet, "ein neues Kapitel in der Kunstgeschichte zu schreiben. Aber ich denke, dass ich ein einigermaßen guter Handwerker bin." Eine angenehm realistische Selbsteinschätzung und zugleich der Ausdruck einer ausgeprägten Bescheidenheit – gerade damit hat Max Ströder manchen Kollegen und vielen genialisch daher kommenden Künstlerdarstellern Einiges voraus.

Ein bisschen Werbung darf dann aber doch sein: Bis zum Jahresende soll es eine Internetseite geben, auf der seine Kundschaft sich die neuen Arbeiten ansehen kann. "Das muss ich jetzt endlich mal in Angriff nehmen", sagt Max Ströder. "Ich quassel da schon seit letztem Jahr von."

© Galerie Max Ströder, Hauptstraße 8, 54589 Stadtkyll
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